Der Bootstyp "BW"

"Ernst Riss"

Auf dieser Seite trage ich alles über den Bootstyp "BW-Plast" des Konstrukteurs Manfred Ernst zusammen.

Im Netz findet man häufig die Bezeichnung "Ernst Riss" für die Boote dieses Konstrukteurs.
Hier ist der Riss  (die Konstruktionszeichnung) von Herrn Ernst gemeint.

Manfred Ernst (geb. 1935) konstruierte ca. 80 % aller in der DDR gebauten Sportboote.
Sowohl Segelboote, als auch Motorboote in unterschiedlichen Größen wurden von diversen Werften und auch von Privatpersonen nach seinen Konstruktionszeichnungen gebaut.

Ein Bootstyp ist der Typ "BW". BW ist die Abkürzung für Baby Weekender. Dieser Bootstyp wurde mit Rümpfen aus Holz und aus Kunststoff (Glasfaser mit Polyesterharz) hergestellt.
So ergab sich der Typ "BW Plast" (für Plaste, wie man Kunststoff in der DDR nannte) für eine BW mit GFK-Rumpf.

Da Herr Ernst seine Konstruktionszeichnungen (es gibt welche für BW mit Außenborder und mit Innenborder) auch an Privatpersonen verkauft hat, gibt es einige Eigenbauten von Privatpersonen. Meist wurden diese aus den unterschiedlichsten Holzsorten, aber auch aus Metall hergestellt. Diese Eigenbauten haben dann natürlich individuelle Abweichungen und meist kein Typenschild.

Von den auf einer Werft professionell und in Serie gefertigten BW-Plast - Booten gibt es Varianten mit einem Deck aus Holz, oder einem Deck aus GFK.
Waren Rumpf und Deck aus GFK, erfolgte der komplette Bau in der Jahn-Werft.

Bei Booten mit GFK-Rumpf und Holzdeck (und Aufbauten) wurde der Rumpf von der Jahn Werft hergestellt, der Decksbau und der Ausbau in Holz lief bei Firma Grothe. 

Es gab Versionen mit Außenbordmotor und mit Innenbordmotor (Wartburg mit Lunze oder Lewo, Skoda mit Z-Antrieb aus England, seltener auch Dacia Motoren).

Die Jahn-Werft lieferte auch GFK-Schalen an Interessenten zum Selbstausbau. So entstanden Boote mit Innenausstattungen und Motorisierungen, die nicht dem Standard entsprechen. 

1985 wurde eine BW als Meisterstück von Michael Grothe mit VW-Motor und V-Getriebe gebaut.

Die Werft von Lothar Jahn in Potsdam existiert immer noch, sie baut aber keine solchen Boote mehr.
Der jetzige Besitzer der "Bootswerft und Kanucenter Jahn GbR" ist Herr Thomas Jahn.

Er gab mir folgende Infos zu den in seiner Werft gebauten BW Plast Booten:
Insgesamt wurden ca. 70 Stück in der Jahnwerft gebaut. Die meisten Boote hatten die Decksfarbe orange, wenige ( 2 Stück ?) wurden in blau gefertigt. Zum Ende der DDR wurden welche in weiß und in beige für Privatkunden gebaut.
Die zu DDR-Zeiten gebauten Boote wurden bei vielen Vereinen als Trainings- und Begleitboote, auch für Regatten, eingesetzt. Das letzte Boot wurde 1991 von der Jahn-Werft ausgeliefert.

Diese Vorderkajütboote haben eine Länge von 6,25 m und eine Breite von 2,20 m.
Der Tiefgang ist mit 36 cm sehr gering. Gewicht: 900 kg. Maximale Motorisierung: 80 PS. Maximale Personenanzahl: 6 Personen.

Der angegebene Fahrbereich SW und die Vorgaben für Wind/Seegang 4 entsprechen in der heute gültigen CE-Verordnung der Seetauglichkeitskategorie D:

"Ausgelegt für Fahrten in geschützten küstennahen Gewässern, kleinen Buchten, auf kleinen Seen, schmalen Flüssen und Kanälen, bei denen Wetterverhältnisse mit einer Windstärke bis einschließlich 4 Beaufort und signifikanten Wellenhöhen bis einschließlich 0,3 m und gelegentlich Wellenhöhen von höchstens 0,5 m, beispielsweise aufgrund vorbeifahrender Schiffe, auftreten können."

Ich kann aus persönlicher Erfahrung (Holland - IJsselmeer) bestätigen, dass rauheres Wasser mit diesem Boot kaum zu bewältigen ist.

Die Negativform wurde von Fa. Jahn 1992 verkauft, mit dieser Form werden seit dem die Boote mit der Bezeichnung "SBM 680" in Waren an der Müritz hergestellt.

Sollten sie eine BW (egal, aus welchen Materialien sie gebaut ist) besitzen, würde ich mich über alle Informationen zu Ihrem Boot, über Fotos (insbesondere ein Foto des Typenschildes) und die Genehmigung zur Veröffentlichung sehr freuen.